„Jugend im Landtag“ – das bedeutete 2010 bereits zum siebten Mal ganz wörtlich, dass Jugend im Landtag war, dessen Räume eroberte, seine Arbeitsweise kennenlernte und eigene inhaltliche Akzente setzte. Unter dem Motto „Zukunftsperspektiven? Selbermachen!“ folgten ca. 80 junge Menschen aus ganz M-V vom 07.11.2010 – 11.11.2010 der Einladung des Landesjugendrings M-V e.V. und des Landtags M-V, um gemeinsam jugendpolitische Themen zu diskutieren und eigene Forderungen an die Landespolitik zu übergeben.
Bereits bei der Vorbereitung von „Jugend im Landtag 2010“ waren interessierte Jugendliche aus M-V eingebunden und erarbeiteten, welche Themen für sie besonders wichtig sind und was sie von „Jugend im Landtag 2010“ erwarten. Die thematischen Interessen der jungen Menschen flossen in vier unterschiedlichen Workshops ein. Für einen fachlichen Input in den Workshops wurden Expert_innen und Fachpolitiker_innen der demokratischen Parteien im Landtag zu den Themen-Workshops eingeladen. Nach den Referaten und Gesprächen sowie nach eigenen Recherchen vor Ort über das Internet und in der Landtagsbibliothek waren die Jugendlichen gewappnet, um fundierte Forderungen für Zukunftsperspektiven für junge Leute in M-V zu erarbeiten.
Diese Forderungen wurden bei der Abschlusspräsentation am 11.11.2010 an alle demokratischen Fraktionen des Landtages M-V übergeben – als Information zu den Bedarfen und Wünschen der Jugend in M-V und damit auch als deutlicher Impuls für die zukünftige politische Arbeit.
Direkt zu den einzelnen Workshopergebnissen:
Die Forderungen des Workshops Umwelt
Die Forderungen des Workshops Bildung
Die Forderungen des Workshops Arbeit / Ausbildung
Die Forderungen des Workshops Freizeit
Ganz klar: Für viele junge Menschen gehört zu einer Zukunftsperspektive auch eine umweltbewusste Politik. Gerade M-V ist als Tourismusland auf saubere Gewässer, gesunde Wälder und natürliche Küstengebiete angewiesen. Und auch die Jugendlichen wollen die Lebensqualität in ihrer Heimat so erhalten – und ausbauen. Dafür stehen für sie unter dem Begriff „Umwelt“ insbesondere folgende Themen im Fokus: Energie, regionale Produktionsketten, Gentechnik, Verbraucherschutz durch Kennzeichnungspflicht.
Moderation:
Input-Referate:
Teilnehmende Fach-Politiker_innen:
Forderungen:
1. Keine Anwendung von Gentechnik
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen „unter freiem Himmel“, also auch auf eingezäunten Feldern, muss in M-V generell verboten sein. Ausnahmeregelungen darf es weder zu Forschungszwecken, noch zum Anbau für Nutzpflanzen, die nicht für den Ernährungskreislauf vorgesehen sind, geben. Die damit verbundenen Risiken sind noch zu wenig erforscht und damit noch nicht abschätzbar. Entsprechend müssen unabhängige Studien zur Erforschung der Auswirkung von Gentechnik (z.B. über Monsanto-Produkte) gefördert und ernstgenommen werden. Das bedeutet, dass die Landespolitik auf die daraus gewonnenen Erkenntnisse reagieren muss. Besonders wichtig ist zudem der Verbraucherschutz. Verbraucher müssen beim Kauf von Lebensmitteln schnell und eindeutig erkennen können, ob es sich um gentechnisch veränderte Lebensmittel handelt. Ebenfalls deutlich als solche gekennzeichnet werden müssen Produkte wie Milch und Käse von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter erhalten.
2. Regionale Produktionsketten
Viele Lebensmittel haben sehr lange Wege hinter sich, wenn sie in unseren Supermärkten landen, obwohl diese Produkte oftmals auch in der umliegenden Region produziert werden. Der CO2-Verbrauch wird so stark in die Höhe getrieben, die Qualität der Lebensmittel durch die langen Transportwege gemindert und die regionalen Lebensmittelproduzenten geschwächt. Supermärkte mit einem deutlichen Angebotsfokus auf regionale Produkte sollen deshalb von politischer Seite aus gestärkt werden.
3. Erneuerbarer Energien
Zu einer Zukunftsperspektive für M-V gehört ganz klar auch die Investition und Förderung erneuerbarer Energien – der Zukunftsenergien. Insbesondere das vom Tourismus abhängige M-V muss vermehrt auf umweltschonende Energien setzen. Entsprechend dürfen fossile Brennstoffe keine Förderungen mehr erhalten. Auch die Atomenergie kann aufgrund der hohen Risiken und der Mülllagerungsproblematik nicht als Alternative gefördert werden. Insbesondere in Anbetracht der bevorstehenden Lagerung des Atommülls in M-V (Lubmin) fordern wir die Landespolitik zudem auf, sich stärker in die Atommüllpolitik einzumischen.
4. „Bio-Schulen“
• Förderung: Schulen mit Biocatering
Gesundes Essen ist wichtig. An Schulen gibt es bisher jedoch nur selten Bio-Essen. Bio-Catering für Schulen sollte deshalb gefördert werden. Mit der Belieferung von Großküchen kann die regionale, ökologische Landwirtschaft gestärkt werden.
Bildung ist eines der wichtigsten Themen für junge Menschen in M-V. Hier sind sie Experten. Sie erleben täglich den Schulalltag, der für sie gestaltet sein und ihnen Zukunftsperspektiven bieten soll. Sie wissen somit genau, was hier geändert bzw. unbedingt beibehalten werden muss. Sie fordern eine stärkere finanzielle Förderung von Vereinen, bessere und moderne Rahmenbedingungen in der Schule, eine stärkere Integration körperlich Behinderter und eine zielgerichtete Förderungen der Hochschulen.
Moderation:
Input-Referate:
Teilnehmende Fach-Politiker_innen:
Forderungen:
1. Außerschulische Jugendbildung
Schule kann nicht alle wichtigen Kompetenzen an junge Menschen vermitteln. Auch in Ganztagsschulen kann z.B. aufgrund der hierarchischen Struktur (Lehrer_innen-Schüler_innen-Verhältnis) und der Rahmenbedingungen vor Ort (z.B. fehlende Schwimmhalle, keine Camps, kaum Gleichaltrigen aus anderen Regionen) vielen Interessen nicht entsprochen werden und damit viele (soziale) Kompetenzen nur unzureichend zielgruppengerecht vermittelt werden. Freiwilligkeit, Mitbestimmung, handlungsorientiertes Lernen, Handeln ohne Leistungsbewertung, internationaler/ interregionaler Austausch, Selbstwirksamkeit – diese Erlebnisse und Fähigkeiten erfahren junge Menschen insbesondere in außerschulischen Angeboten. Diese bedürfen jedoch entsprechend qualifizierter Hauptamtlicher und finanzieller Förderung, damit auch junge Menschen aus finanziell schwächer gestellten Familien partizipieren können. Um diese Erfahrungspotentiale zu erhalten, ist eine ausreichende finanzielle Förderung der Jugendverbände Grundvoraussetzung.
2. Verbesserung des Lernklimas in Schule
Um das Lernklima in der Schule zu verbessern, ist eine Reduzierung der Klassengröße wichtig. Eine Klasse mit mehr als 25 Schüler_innen bedeutet erfahrungsgemäß eine Überforderung der Lehrer_innen (Kopfnoten können bei so vielen Schüler_innen nicht gerecht verteilt werden, die Unterrichtsplanung ist schwierig und der Erziehungsauftrag ist kaum erfüllbar). Daraus entsteht oft eine Demotivation der Lehrkräfte als auch der Schüler_innen. Kleinere Klassen geben hingegen mehr Raum für die Entwicklung und das Erlernen von Neugierde, Respekt, Toleranz und Eigenmotivation. Denn Schüler_innen können in kleineren Klassen individueller gefördert und mit ihren Interessen und Bedarfen berücksichtigt werden. Neben der Reduzierung der Klassengrößen können weitere Maßnahmen das Lernklima verbessern. So sollten zum Beispiel Unterrichtsthemen nach Möglichkeit zeitnah sein und mit Begeisterung vermittelt werden. Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte müssen diesen Ansprüchen entsprechen.
3. Integration von Personen mit körperlichen Einschränkungen in Schulen
In Deutschland besuchen ca. 5 % der Schüler_innen eine Sonderschule, in Großbritannien, den Niederlanden und Schweden sind es hingegen nur 1 %. Italien hat Sonderschulen sogar ganz abgeschafft. Sonderschulen mit Oberstufen sind in Deutschland besonders selten. Deutschland steht in Sachen Integration von körperlich Behinderten im Schulalltag also weit hinten und grenzt Schüler_innen mit körperlicher Beeinträchtigung stärker aus als viele andere europäische Länder. Das soll nicht so bleiben. Auch in Deutschland sollen Schüler_innen mit körperlicher Beeinträchtigung in Regelschulen integriert werden und gemeinsam mit anderen Schüler_innen lernen. Hierfür bedarf es einen behindertengerechten Umbau vieler Schulen. Erste Schritte hierzu müssen nicht teuer sein.
4. Notebooks statt Schulmappe
Notebooks sind in Klassenzimmern in M-V noch immer eine Ausnahme. In anderen Ländern (z.B. USA, Niedersachsen) hingegen haben bereits an mehreren Schulen Schüler_innen ein Notebook für die Arbeit in und für die Schule. Damit sind einerseits Nachteile verbunden. So bieten Schulnotebooks z.B. Missbrauchsmöglichkeiten (wie z.B. das Ausspionieren der Schüler_innen seitens der Schule, wie es in den USA mehrfach passierte). Zudem ist es im Unterricht kaum zu kontrollieren, ob die Schüler_innen dem Unterricht wirklich folgen, oder ob sie das Notebook für andere Sachen nutzen. Offen ist auch noch die Frage, wie das Problem der Computersucht berücksichtigt werden kann, wenn der Computer zum Schulalltag gehört.
An erster Stelle der Probleme steht zudem sicherlich die Finanzierbarkeit eines Notebooks pro Schüler_in. Die Finanzierung konnte in Pilotprojekten jedoch durch eine gemeinsame Finanzierung durch die Eltern, durch die Schule, durch Bund, Land und/oder Kommune, durch den Hersteller der Notebooks (z.B. durch DELL geschehen) und Sponsoren (z.B. Stiftungen, Firmen) gelöst werden. Die Bereitstellung von Notebooks für alle Schüler_innen könnte zudem auf längere Sicht Kosten (z.B. für gedruckte Arbeitsmaterialen) einsparen. Das Arbeiten mit Notebooks ermöglicht es allen Schüler_innen grundlegende IT-Kompetenzen zu erlernen. Schulnotebooks reduzieren somit auch Chancenungerechtigkeiten für Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien, die kein Notebook erwerben können.
Individualisiertes, optimiertes und den modernen Herausforderungen entsprechendes Lernen, eine realitätsnähere Vorbereitung auf die Universität und das Berufsleben sowie eine einfachere Vernetzung zwischen Schüler_innen, Lehrkräften und Eltern werden mit dem Schulnotebook zudem deutlich gefördert, wie die bereits existierenden Beispiele belegen.
Die „Jugendlichen von Jugend im Landtag 2010“ fordern deshalb zumindest in der Sekundastufe II ein fair finanziertes „Schulnotebook“ für alle Schüler_innen in M-V. Parallel hierzu müssen Fortbildungen für den Umgang mit den Notebooks in und für die Schule für die Lehrkräfte erfolgen. Um das Schreiben mit der Hand nicht zu vernachlässigen, sollen Arbeiten weiterhin ohne Notebooks geschrieben und „Handschreib-Stunden“ eingeführt werden.
5. Regionale Exzellenzinitiative der Hochschulen
Im Jahr 2000 haben die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union als Millenniumsziel verabschiedet, dass Europa bis 2010 der dynamischste und wettbewerbsfähigste Kontinent der Welt werden sollte. Insbesondere in Anbetracht dessen, dass sich das Wissen der Menschheit alle vier Jahre verdoppelt, ist eine stets aktuelle (Aus-) Bildung auf hohem Stand für dieses Millenniumziel notwendig. Will Deutschland ein Hochlohnland bleiben, so muss die Ausbildung hier entsprechend höher, besser und aktueller sein als in anderen Ländern. Die Exzellenzinitiative des Bundes setzt hier an und fördert besonders gute und zukunftsweisende Hochschulen. In den Neuen Bundesländern wird jedoch keine Hochschule im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert. In Hochschul-Rankings stehen Hochschulen aus den Neuen Bundesländern selten auf einem vorderen Platz. Ein Aufholen der Hochschulen in den neuen Bundeländern und damit eine zukunftsweisende Hochschulpolitik der Neuen Bundesländer braucht einen gemeinsamen regionalen Hochschulpakt, der aus den Länderhaushalten die strukturell besten Fakultäten finanziell fördert, damit diese zu „Vorzeigefakultäten“ ausgebaut werden.
Geht, lernt, kommt wieder!
Die Mehrheit der Teilnehmenden des Workshops war sich einig: Sie möchten auch in Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern leben. Einige wollen nach der Schule jedoch neue Erfahrungen in der Welt außerhalb M-Vs sammeln. Doch egal ob sie für einige Zeit gehen wollen, oder ob sie hier gar nicht weg wollen, sie wollen eine berufliche Zukunftsperspektive in M-V! Und dafür braucht es verschiedene Rahmenbedingungen. Fünf davon haben sie in klaren Forderungen formuliert.
Moderation:
Input-Referate:
Teilnehmende Fach-Politiker_innen:
Forderungen:
1. Ausbildung der Ausbilder_innen verbessern
Die Qualität der beruflichen Ausbildungen ist sehr unterschiedlich und hängt stark von den Ausbilder_innen ab. Damit alle Auszubildenden eine gute Ausbildung erhalten, müssen die Ausbilder_innen (auch die betrieblichen Ausbilder_innen) dazu verpflichtet werden, sich kontinuierlich fortbilden zu lassen. Eine Förderung des Austausches zwischen den Ausbilder_innen würde ebenfalls dazu beitragen, die Qualität der Ausbildungen zu verbessern. Durch eine größere Präsens und häufigere Kontrollen der Ausbildungsberater_innen kann eine qualifizierte Ausbildung zusätzlich eingefordert werden. Zudem sollten Ausbilder_innen auch immer wieder neue Vermittlungsmethoden entwickeln und die Schüler_innen in Betrieb und Berufsschule ein Mitspracherecht bei der Wahl der Ausbildungsmethoden erhalten.
2. „LÜGA“(LandesÜbernahmeGArantie für Absolvent_innen der Berufsausbildung)
Um Zukunftsperspektiven für junge Menschen in M-V zu schaffen, müssen die Übernahmemechanismen nach bestandenen Ausbildungen verbessert werden. Im Idealfall übernehmen Firmen ihre Auszubildenden nach bestandenen Prüfungen auch. Wenn Firmen ihre Auszubildenden nicht übernehmen, dann kann das für gewöhnlich zwei Gründe haben – entweder sie können, oder sie wollen die Auszubildenden nicht übernehmen. Die Firmen, die junge Menschen nicht übernehmen wollen, sollen Abgaben zahlen müssen oder mit der LÜGA zur Übernahme mit tariflicher Bezahlung verpflichtet werden. Jene Firmen, die Auszubildende übernehmen und nach Tarif bezahlen, sollten hingegen steuerlich entlastet werden.
3. Mindestausbildungsvergütung
Je nach Ausbildungsberuf fallen die Ausbildungsvergütungen sehr unterschiedlich aus. Beim Überschlagen der Lebenserhaltungskosten stellten die Workshop-Teilnehmenden fest, dass in M-V eine Ausbildungsvergütung von mindestens 500 Euro notwendig ist, um ohne weitere finanzielle Unterstützung auszukommen. Deshalb müssen alle Auszubildenden jeweils mindestens 500 Euro pro Monat in ihrer Ausbildung von ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten. Nur in Ausnahmefällen sollte das Land finanzielle Unterstützung zukommen lassen, damit die 500 Euro gezahlt werden können.
4. Chancengleichheit der Geschlechter
In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt immer noch 23% weniger als Männer. Das liegt unter anderem daran, dass in frauenspezifischen Berufsbranchen durchschnittlich deutlich geringere Einkommen gezahlt werden als in männerspezifischen. Aber auch in Führungspositionen werden Frauen oft schlechter bezahlt als Männer. Diese Einkommensungerechtigkeiten müssen abgeschafft werden. Damit könnte auch ein deutlicher Impuls gesetzt werden, welcher der Tendenz, dass insbesondere junge Frauen das Land verlassen, entgegenwirkt. Neben den Einkommen müssen aber auch die Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen angeglichen werden.
5. Angleichung Ost-West herstellen
Auch noch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es ein deutliches Lohngefälle zwischen den Alten und den Neuen Bundesländern. Das ist ein starker Grund für die Abwanderung vieler junger Menschen aus M-V. Die Begründung dieses Lohngefälles aufgrund der geringeren Produktivität in den östlichen Bundesländern kann in M-V nur für wenige Branchen gelten, da hier viele Branchen nicht mit ihrer Produktivität beschrieben werden können. Eine Ost-West-Angleichung der Gehälter wäre somit gerecht und sollte von der Politik angestrebt werden.
Zukunftsperspektiven gestalten sich für junge Menschen auch durch die Möglichkeiten, die sie in ihrer Freizeitgestaltung haben. Sie wollen ihre Freizeit abwechslungsreich und entsprechend ihrer individuellen Interessen gestalten, Verantwortung übernehmen und eigene Gestaltungsräume nutzen können. Damit das möglich ist, bedarf es der notwendigen Rahmenbedingungen.
Moderation:
Input-Referate:
Teilnehmende Politiker_innen:
Forderungen:
1. Förderung der Jugendarbeit
Jugendarbeit bietet jungen Menschen ein vielseitiges Freizeitangebot (z.B. kurzzeitige Projekte, regelmäßige Sportangebote, Ausflüge, praktisches Lernen). Die knappe Finanzierung der Jugendarbeit ermöglicht oft jedoch gerade in ländlichen Gebieten ein sehr eingeschränktes Angebot für Jugendliche. Entsprechend müssen die finanziellen Bedingungen für die Kommunen im Bereich der Jugendarbeit verbessert werden. Auch die Stärkung der Vereinsarbeit vor Ort ist eine notwendige Maßnahme zur Förderung einer qualitativen und vielseitigen Jugendarbeit. Durch das Modell Ganztagsschule sind viele junge Menschen in ihrer Zeitgestaltung jedoch so sehr eingeschränkt, dass sie viele Angebote der Jugendarbeit nicht mehr wahrnehmen können. Deshalb sollte statt der Umsetzung des Modells Ganztagsschule die Vereinsarbeit an Schulen gestärkt werden. Denn Vereinsarbeit an Schule kann individueller auf die Interessen der Jugendlichen eingehen als Angebote durch die Schule und bietet einen Rahmen ohne schulische Kontrolle und Leistungsdruck.
2. Ehrenamt braucht Hauptamt
Jugendliche wollen Freizeitangebote selbst mitgestalten und Verantwortung übernehmen. Viele junge Menschen sind deshalb ehrenamtlich aktiv. Dieses Engagement muss jedoch finanziell als auch strukturell (z.B. durch eine Vereinfachung von Freistellungen für ehrenamtliches Engagement) gefördert werden. Allein durch ehrenamtliche Arbeit kann Jugendarbeit jedoch nicht organisiert werden. Es braucht feste hauptamtliche Ansprechpartner_innen und Koordinator_innen. Dafür brauchen Vereine und Verbände jedoch entsprechende finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen.
3. Mobilität!
Im Flächenland M-V stehen viele junge Menschen vor dem Problem, dass für sie interessante Freizeitangebote nicht in ihrem Wohnort angeboten werden und für sie deshalb nur schwer zu erreichen sind. Insbesondere an Wochenenden und abends gibt es für viele junge Menschen in M-V kaum oder gar keine Verbindungen zu den Orten, zu denen sie möchten. Das bedeutet für sie oft sehr lange Wartezeiten oder gar keine Möglichkeit unabhängig zu ihrem Ziel zu gelangen. Die Verbindungen, die existieren, sind für junge Menschen oft zu teuer. In ländlichen Regionen ist das Streckennetz zudem so grob gestrickt, dass Haltestellen oft sehr weit weg sind – insbesondere da auch die Bahn hier Bahnhöfe schließt. Deshalb sind bessere und günstigere Busverbindungen insbesondere am Wochenende und abends und außerhalb der „Großstädte“ erforderlich. Das Modell der „Rufbusse“ sollte deshalb ausgebaut und gestärkt werden. Generell kann eine bessere Auslastungsplanung die Mobilität junger Leute stark verbessern und Kosten an anderer Stelle (zum Beispiel durch leere Busse zu „unbeliebten“ Zeiten) einsparen. Damit die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für junge Menschen finanzierbar bleibt, müssen Schüler_innendauerkarten für Bus und Bahn gefördert werden.
4. Mitbestimmung beim Konzept Ganztagschule
Ganztagsschulen bieten Schüler_innen verschiedene Kurse. Beim Konzept mitbestimmen können die Jugendlichen meist aber nicht. Ihre Stimme sollte bei der Gestaltung von Ganztagsschule stärker eingebunden werden, damit das Konzept besser den Ideen und Bedarfen der jungen Menschen entspricht. Dafür sollten z.B. Zukunfts- und Bildungswerkstätten aufgebaut und gefördert werden.
5. Gestaltbare Räume mit Verantwortung schaffen
Junge Menschen wollen in ihrer Freizeitgestaltung eigene Verantwortung übernehmen. Dafür braucht es Rahmenbedingungen, die dies zulassen. Dazu gehören entsprechend fortgebildete, qualifizierte und Jugendclubleitungen, aber auch Räumlichkeiten, die eigene Gestaltungen und eine teilweise Selbstorganisation junger Menschen ermöglichen.
6. Nutzung öffentlicher Plätze auch durch Jugendliche
Vorhandene öffentliche Plätze (z.B. Sportplätze) sollen so aufbereitet werden, dass sie auch von jungen Menschen selbstständig genutzt werden können.
7. Zusätzliche Freizeitstätten schaffen
In vielen Orten fehlen die Räume für beliebte Freizeitaktivitäten. Gefordert ist deshalb die Schaffung entsprechender Plätze. Musikschulen und Räume für Projekte außerhalb von Schule müssen geschaffen werden. In kleineren Städten fehlen zudem oft nutzbare Sportplätze.
8. Teilhabe Aller (arme Eltern …..)
Freizeitangebote müssen allen jungen Menschen zugänglich sein. Auch Kinder und Jungendliche aus finanziell schwachen Familien sowie aus ländlichen Gebieten müssen die Möglichkeit bekommen, in ihren Interessen gefördert zu werden. Deshalb muss es mehr Freizeitförderung für Kinder aus „Hartz IV – Haushalten“ geben, aber auch bessere Zugänge zu Freizeitangeboten für Familien mit geringem Einkommen und junge Menschen aus ländlichen Regionen.